Das müssen Patient*innen wissen
Für Patient*innen, die medizinisches Cannabis zur Linderung verschiedener Beschwerden anwenden, stellt sich häufig die Frage, ob sie trotz angeordnetem Cannabis-Rezept Auto fahren dürfen. In den letzten Jahren ist die Zahl der Cannabis-Verordnungen und -Verschreibungen in Deutschland immer weiter gestiegen, weshalb die Relevanz des Themas immer weiter steigt. Der folgende Ratgeber zeigt, was es für Patient*innen zu beachten gilt, damit sie auch während der Anwendung von medizinischem Cannabis stets legal und sicher im Straßenverkehr unterwegs sind und nicht um ihren Führerschein bangen müssen.
Das Wichtigste in Kürze:
- Es ist möglich, mit einem Cannabis-Rezept Auto zu fahren. Die Fahrtüchtigkeit darf dabei allerdings nicht beeinträchtigt werden.
- Der Cannabis-Grenzwert (THC) liegt im Straßenverkehr bei 3,5 Nanogramm pro Milliliter Blutserum (Stand Januar 2025). Das gilt auch für Patient*innen, die medizinisches Cannabis verwenden.
- Es ist unverzichtbar, im Straßenverkehr eine Kopie des Cannabis-Rezepts und eine ärztliche Bescheinigung mit sich zu führen.
Was ist medizinisches Cannabis und wer kann es sich auf Rezept verschreiben lassen?
Die Einnahme von medizinischem Cannabis unterscheidet sich mit Freizeitkonsum grundlegend, da es gezielt zur Linderung von verschiedenen Beschwerden wie Depressionen, Parkinson oder chronischen Schmerzen Verwendung finden kann. Hier steht eine kontrollierte Dosierung der Hauptwirkstoffe THC und CBD im Fokus, um eine bestmögliche Verträglichkeit zu gewährleisten. Ein Cannabis-Rezept kann dann ausgestellt werden, wenn herkömmliche Therapien nicht wirken, oder aber unzumutbare Nebenwirkungen auftreten. Für eine Verschreibung musst du dich an einen Arzt / eine Ärztin wenden. Sie beraten und begleiten dich und legen die Dosierung fest.
Ist es grundsätzlich erlaubt, mit Cannabis auf Rezept Auto zu fahren?
Ja, unter bestimmten Bedingungen und unter Berücksichtigung der individuellen Reaktionsfähigkeit ist das Autofahren mit medizinischem Cannabis möglich. Wichtig ist dabei allerdings, dass die Fahrtüchtigkeit dadurch nicht beeinträchtigt wird. Nimmst du also am Straßenverkehr teil, dürfen Konzentration, Wahrnehmung und Reaktionsfähigkeit nicht negativ beeinflusst werden.
Außerdem hast du weitere Verpflichtungen:
- Führe Kopien sämtlicher Nachweise mit dir. Dazu gehören vor allem eine ärztliche Bescheinigung und ein Rezept.
- Fahre nur mit dem Auto, wenn du dir sicher bist, dass keine Beeinträchtigungen vorliegen.
- Stelle sicher, dass die THC-Grenze beim Autofahren 3,5 ng/ml im Blutserum nicht überschritten wird.
- Nimm unbedingt ärztliche Beratung in Anspruch, um sämtliche Fakten wie Verkehrstüchtigkeit und Einnahme zu kennen.
Wie kann sich die Anwendung von medizinischem Cannabis auf die Fahrtüchtigkeit auswirken?
Bist du während der Anwendung / Therapie mit Cannabis im Straßenverkehr unterwegs, kann die Fahrtüchtigkeit beeinflusst werden. Das liegt vor allem an den beiden enthaltenen Wirkstoffen THC und CBD, die auf das körpereigene Endocannabinoid-System wirken. Wie dein Körper dabei reagiert, kann von verschiedenen Faktoren abhängig sein.
Unterschiede zwischen THC und CBD in Bezug auf die Fahrtüchtigkeit
Bei THC (Tetrahydrocannabinol) handelt es sich um einen psychoaktiven Wirkstoff, der an die CB1-Rezeptoren des Gehirns andockt. Er könnte dazu führen, dass du möglicherweise Rauschzustände wahrnimmst oder im Straßenverkehr langsamer reagierst.
Anders verhält sich CBD (Cannabidiol). Es kann nicht berauschend wirken, sondern eher entzündungshemmend und beruhigend. In der Regel kommt es zu keiner Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit.
Zu welchen Beeinträchtigungen der Fahrtüchtigkeit kann es kommen?
Auch während der Anwendung von medizinischem Cannabis kann es zu einer Einschränkung der Fahrtüchtigkeit kommen. Zu den Beeinträchtigungen gehören:
- Konzentrationsprobleme
- Schwindel
- Langsamere Reaktion
- Verzerrtes Wahrnehmungsbild
Je nach Körper können diese und weitere Beeinträchtigungen verschieden stark auftreten. Umso wichtiger ist es, dass du vor dem Fahrtantritt deinen Zustand selbst einschätzt und stets im Blick hast.
Aktuelle Gesetzeslage zum Autofahren unter medizinischem Cannabis
Bist du Patient*in und verfügst über ein gültiges Cannabis-Rezept, darfst du grundsätzlich Auto fahren. Das Gesetz sieht dabei vor, dass du vollständig fahrtüchtig sein musst und der THC-Grenzwert von 3,5 ng/ml (Stand Januar 2025) im Auto nicht überschritten werden darf. Du liegst also nach wie vor in der Verantwortung, fahrtauglich und sicher im Straßenverkehr unterwegs zu sein.
Gibt es gesetzliche Unterschiede zwischen medizinischem Cannabis und Freizeitkonsum?
Zwischen diesen beiden Anwendungs- und konsumarten gibt es deutliche Unterschiede. Während Patient*innen medizinisches Cannabis für therapeutische Zwecke verwenden, verfolgen Freizeitkonsument*innen in vielen Fällen das Ziel, einen Rauschzustand zu erzeugen.
Gesetzlich betrachtet unterscheiden sich die Grenzwerte dabei nicht. Bei sowohl Freizeitkonsum als auch beim Autofahren gilt seit der Cannabis-Legalisierung (2024) 3,5 ng/ml. Dieser Wert darf nicht überschritten werden. Außerdem ist für Patient*innen mit medizinischem Cannabis ein Rezept vorgesehen, was den rechtmäßigen Gebrauch bestätigt und beispielsweise während einer Verkehrskontrolle vorzulegen ist.
Tipps für Patient*innen – das solltest du im Straßenverkehr beachten
Darfst du trotz Cannabis-Rezept Auto fahren, bist du dazu verpflichtet und stets in deiner Eigenverantwortung, deine Fahrtüchtigkeit genau zu prüfen. Hier kommen weitere Tipps, wie du dich verhalten solltest:
- Bist du dir unsicher, dass es trotz Cannabis-Legalisierung rechtliche Probleme mit deinem Führerschein geben könnte, hole dir rechtlichen Beistand (Verkehrsrecht) ein.
- Lege die Zeitpunkte für die Anwendung von medizinischem Cannabis so, damit die Hauptwirkung möglichst nicht in den Fahrzeiten liegt.
- Verzichte vollständig auf Mischkonsum – Cannabis in Kombination mit Alkohol ist tabu.
- Mit der Zeit könntest du eine Toleranz entwickeln, wodurch du Nebenwirkungen weniger wahrnehmen könntest. Achte regelmäßig auf deine Selbsteinschätzung.
Mögliche Verstöße und die drohenden Konsequenzen
Verfügen Patient*innen über ein gültiges Cannabis-Rezept und eine ärztliche Bescheinigung, können auch sie rechtlich belangt werden. So vor allem, wenn sie unter dem Einfluss von medizinischem Cannabis im Straßenverkehr Auffälligkeiten zeigen – also die Fahreignung beeinträchtigt ist.
Aber auch die Überschreitung des gesetzlichen Grenzwertes von 3,5 ng/ml kann rechtliche Konsequenzen haben. Je nach Schwere kann ein Fahrverbot oder ein Entzug der Fahrerlaubnis die Folge sein. Hinzu kommen Bußgelder, Punkte und die Anordnung einer Medizinisch-Psychologischen Untersuchung (MPU).
Denke immer daran: Verhalte dich stets verantwortungsbewusst. Nur so schützt du dich und andere Verkehrsteilnehmer*innen. Halte dich deshalb stets an die Vorgaben und handle immer getreu dem Motto: Drive Safe!
Quellen: